„Raz de Barfleur, in which the sea breaks heavily, must be avoided in bad weather“
Reeds Nautical Almanac
Endlich mal wieder ein längerer Schlag. Nordost 4 ist ab der zweiten Nachthälfte gemeldet, nachmittags westdrehend und schnell auffrischend. Immerhin ein kleines Wetterfenster, wenn am Ende doch drei Stunden fehlen würden.
Bisher dominierte Westwind die Reise, in kleinen Etappen haben wir günstige Gelegenheiten wahrgenommen, hangelten uns von Baum zu Baum, besuchten Orte, die nur bedingt einen Besuch wert waren, Boulogne, Dunkerque, Oostende. Oostende, da fliegen die Möwen zum Kacken hin. Aber vorwärts immer, rückwärts nimmer, damit hat schon Erich Honecker selbst den Stillstand schöngeredet.
Ablegen in Dieppe um Mitternacht, Ein Trupp Starlink-Satelliten sorgt für Verwirrung, sieht aus wie im Star Wars-Film, herrliches Segeln in den Morgen hinein mit Kurs auf Cherbourg.
Um es kurz zu machen, die Passage von Barfleur verlief sportlich, aber problemlos. Wir hatten den ganzen Tag Zeit, Höhe zu gewinnen, standen nachmittags zum Tidenwechsel gut nördlich vom Race und bolzten mit zwei Reffs durch kurze und steile See. Einem Strom von vier Knoten und sehr unregelmäßigem Bodenrelief kann keine Oberfläche widerstehen, sich in Falten zu werfen. Die Ebbe sorgte für Schub und mit 10-11 Knoten über Grund ging es voran. Zwischendurch Ausflug unter Deck um eine Erfrischung aus dem Kühlschrank zu holen, kurzes Lesen im Almanac. Wird mir gerade schlecht? Hat‘s ja lange nicht gegeben. Schnell wieder raus an die frische Luft, noch eine Stunde bis zum Hafen. Erbrechen lohnt sich nicht!